Auerhahn / Auerhuhn (Tetrao urogallus)
Familie: Hühner (Phasianidae)
Ordnung: Hühnervögel (Galliformes)
Klasse: Vögel (Aves)
Das Auerhuhn ist von Skandinavien, Mitteleuropa und vom Balkan durch die Nadel-, Laub- und Mischwaldzonen sowie die russischen Waldsteppen und die Kiefernwälder Südwestsibiriens ostwärts bis zum Baikalsee verbreitet. Kleine Verbreitungsinseln gibt es auch noch in den Pyrenäen und in Schottland.
Auerhühner gehören wie Birk-, Schnee- und Haselhühner zu den Raufußhühnern. Raufußhühner zeigen besondere Anpassungen an zumindestens zeitweise kalte und schneereiche Biotope. So sind die Nasenlöcher durch Federn geschützt und Beine und Füße zu zwei Dritteln befiedert. Die Zehen sind dicht befiedert. Die Füße mit den dichtbefiederten Zehen wirken wie Schneereifen und verhindern das Eindringen in den Schnee.
Auch der Verdauungstrakt der Raufußhühner ist besonders angepasst an die ballastreiche Nahrung aus Blättern, Zweigen und Nadeln. Mit dem scharfen Hornschnabel kann das Auerhuhn diese Nahrung abschneiden. Auerhühner verschlucken wie auch andere Hühner Magensteine, die im Magen zurückgehalten werden und sich allmählich abnutzen. Normalerweise sind das Kieselsteine, die sich nicht in Magensäure auflösen. Im Winter fressen Auerhühner statt der dann nur schwer erreichbaren Kieselsteine auch harte Holzteile oder Kerne.
Eine weitere Besonderheit der Raufußhühner sind Hautgebilde über den Augen, die sogenannten Rosen. Diese sind bei den Männchen stärker als bei den Weibchen ausgebildet.
Auerhühner werden 56-61 cm groß (Hühner) bzw. 81-86 cm (Hähne). Damit ist das Auerhuhn die größte mitteleuropäische Hühnerart und die Hähne erreichen durchaus Gänsegröße. Die Hähne sind dunkelgrau bis schwarz gefärbt, nur die Befiederung der Flügel und des Laufs ist braun. Der weiße Schnabel ist ebenso auffallend wie die rote, nackte Hautstelle über dem Auge und der besonders zur Balz schwarze Kehlbart sowie das metallisch blaugrün glänzende Brustschild. Das Auerhuhnweibchen ist rost- bis graubraun gefärbt und unterseits rostgelb. Von der Birkhenne ist die Auerhenne außer durch die Größe auch durch ein rostfarbenes Brustschild und den längeren nicht gegabelten Schwanz unterschieden.
Leider sind die Bestände des Auerhuhns in Mitteleuropa überall zurückgegangen und als Bewohner von ursprünglich gebliebenen Lebensräumen ist das Auerhuhn heute fast nur noch auf höhere Mittelgebirgs- und Hochgebirgswälder beschränkt. Verbreitungsschwerpunkte sind die Alpen, Jura, Vogesen, Schwarzwald, Bayrischer Wald, Böhmerwald, Sudeten und Westkarpaten. Unter 200 m brütet das Auerhuhn nur noch sehr vereinzelt in Pommern und Ostpolen. Der Rückgang des Auerhuhns hat viele Gründe. Übermäßige Bejagung wirkte sich bis zum 19. Jahrhundert stark negativ aus; heute spielen klimatische Veränderungen und vor allem die Intensivierung der Forstwirtschaft eine schädliche Rolle, auch die Ausbreitung des Tourismus mit dem Bau von Skiliften und Seilbahnen ist zu nennen.
Auerhühner lieben stille, zusammenhängende, naturnahe Nadel- und Mischwälder auf trockenen bis feuchten Böden. Geschlossene Waldbestände und reiner Laubwald werden gemieden. Brut- und Aufzuchtsplätze, Sommer- und Wintereinstände und die Balzplätze müssen unterschiedlichen ökologischen Ansprüchen genügen und wegen der Standorttreue der Art nahe beieinander liegen, Auch die Möglichkeit zu Staub- und Sandbädern muss gegeben sein, Tränken und Ameisenvorkommen dürfen nicht fehlen. Für die Ernährung des Auerhuhns ist die Heidelbeere besonders bedeutsam.
Ein Naturerlebnis der besonderen Art ist die Auerhahnbalz, die bei milden Spätwintern schon im Februar beginnt, meistens jedoch im März. Die Balz der Männchen kann sich bis Mitte Mai hinziehen, da nicht alle Weibchen, die sich auf dem Balzplatz einfinden zur gleichen Zeit begattungsbereit sind. Nach der Begattung sucht das Weibchen sich einen Nistplatz, der sich in Mitteleuropa fast nur am Boden befindet. Meistens hat er Sichtschutz nach oben, manchmal ist er aber auch völlig ungedeckt und in der Nähe von Wegen. Oft befindet sich der Nistplatz an den Füßen einzelner Bäume oder zwischen den Wurzeln von Baumstümpfen. Eine Nestmulde entsteht erst im Laufe der Bebrütung durch Scharren am Boden und Drehen der Eier. Nach 24 – 26 Tagen schlüpfen die Jungen.
Autor:Hans-Wilhelm Grömping (http://www.natur-lexikon.com/Texte/HWG/001/00097/HWG00097.html)
Literatur:
Ruge, Klaus und Glänzer, U.: Das Schuhplattlerhuhn. DBV-Verlag, Kornwestheim
Glutz/Bauer/Bezzel: Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 5, Frankfurt am Main